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Geschichte und Technik |
Der Bereich Recording und FX hat in den letzten Jahren die wohl grössten Umwälzungen erlebt und jeder, der sich ein Aufnahmestudio zulegen will, sei es das kleine Homerecording Device oder ein grösseres Studio, um auch mal die komplette Band aufzunehmen, kann bei guter Planung auch mit einem kleinen Budget hochwertigste Aufnahmen machen. Diese Tendenz müssen mittlerweile auch die mittleren und kleinen Studios feststellen, viele Bands und Künstler erstellen zumindest einen Teil der Produktion zu Hause oder im Proberaum und nehmen somit die Dienste der kommerziellen Tonstudios immer weniger in Anspruch. Im Zuge der Digitalisierung vieler Komponenten im modernen Studio sind alle Schritte des Aufnahmeprozesse in professioneller Qualität und zu vernünftigen Preisen erhältlich. Ohne den Computer kommt eigentlich kein Studio mehr aus, meist ist jedoch die kluge Mischung aus analogen und digitalen Komponenten der Schlüssel zu hochwertigen Audioaufnahmen.
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Kernstück des Studios ist das Mischpult, in dem alle Signalquellen zusammengeführt werden und in der Regel auf die Stereosumme, also die Kanäle links und rechts abgemischt werden wie wir sie dann als Endprodukt auf einer CD auch hören. Es gibt analoge, digitale und hybrid Mischpulte. Im analogen Pult ist das Eingangssignal ein elektrisches Abbild des Schalls und wird so bis zum Ende der Signalkette weiter verarbeitet, im digitalen Pult wird das Signal zu Beginn in ein digitales Signal umgewandelt, die sogenannte A/D-Wandlung, um dann von Prozessoren, den sogenannten DSP`s, weiterbearbeitet und am Schluss wieder durch die D/A Wandler hörbar gemacht zu werden. Hybridpulte verbinden die analoge Signalverarbeitung mit digitaler Steuerung. Alle Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Viele Musiker schwören auf die analoge Klangästhetik, ob allerdings die landläufige Ansicht analog gleich warm/ digital gleich kalt immer greift, darf bezweifelt werden. Im Handling von Speicherung, Automation und Editiermöglichlkeiten jedenfalls ist die digitale Technik unschlagbar und kann den Workflow ganz deutlich verbessern.
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Im unteren Preisbereich lassen sich Desktop-Pulte sicher günstiger in analoger Technik herstellen, ab einer gewissen Grösse sind dann die digitalen Pulte kostengünstiger. Daher sind grosse analoge Studiopulte in guter Qualität immer noch sehr teuer, aber auch das Herzstück eines guten Studios. Durchgesetzt haben sich in den letzten Jahren vor allen Dingen die DAWs (Digital Audio Workstation), also Computer, die die gesamte Studioumgebung simulieren, durchgesetzt.
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Gerade im Bereich Dance- und Pop-Musik sind sie wegen der Einbindung von Audio- und MIDI-Daten in eine einheitliche Umgebung sehr beliebt. Das Mischpult ist hier quasi ein Menüpunkt in der kompletten Arbeitsumgebung und ist in der Regel genauso gestaltet wie sein Pendant in der Wirklichkeit. Mischpulte haben unabhängig von analoger oder digitaler Auslegung in der Regel folgenden Aufbau: Der Eingangskanal, auch Channel genannt, bearbeitet das eingehende Signal. Mit dem Mikrophonvorverstärker ( Mic Pre Amp) wird das Signal eines Mikrophons eingepegelt und gelangt in die Klangregelung ( EQ). Wird ein Instrument angeschlossen muss auch eine DI-Box zur Anpassung verwendet werden. Oft steht auch ein umschaltbarer Line-Eingang zur Verfügung. Danach liegen die Ausspielwege ( AUX), mit denen das Monitoring, also der Kopfhörermix für die spielenden Künstler, geregelt wird und weiterhin eventuelle Effektgeräte angesteuert werden. Danach folgt das Routing das bestimmt wohin das Signal laufen soll. Hier werden entweder die Busse angewählt, die in der Regel die einzelnen Spuren des Aufnahmemediums, HD-Recorder, Bandmaschine oder Audio-Interfaces des Rechners speisen oder die Stereosumme des Mischpults.
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Ein Panorama Regler (Pan) und der Fader für die Lautstärke des Kanals liegen am Ende des Kanalzugs. In der Monitoring Sektion des Pults wird die Lautstärke der angeschlossenen Studiomonitore geregelt und eventuelle Zuspieler wie CD-Player und Taperecorder geroutet. Weiterhin werden die Pegel der Auxwege und der Stereosumme eingestellt. Der Preis eines Mischpults resultiert im wesentlichen aus der Qualität eines Kanalzuges und der Menge der Channels und Busse. Es wird in der Regel ein Kürzel für die Mischpultgrösse angegeben, so meint z.B. 24in8 ein Pult mit 24 Eingangskanälen und 8 Bussen. Man nennt dies Split-Konzept. Inline-Pulte sind hier flexibler in der Bedienung und kennen diese starren Konfigurationen nicht. Verbindungen werden in der Regel über die rechts angebrachten Steckfelder, auch Patchbays genannt, hergestellt. Mischpulte sind in allen denkbaren Konfigurationen und Grössen erhältlich, man sollte also vorher die notwendigen Anforderungen genau überlegen. Wer mit dem Computer aufnimmt, hat in der Regel genau den selben Mixer-Aufbau vor sich wie im analogen Pendant. Hier hat man den Vorteil, die Grösse des Pults für jede Aufnahmesituation neu einstellen zu können, von einem Effektgerät, hier Plug In genannt, eine beliebige Menge aufrufen zu können und jede Aufnahmesession abspeichern zu können. Nachteile des Software Mixers sind neben Latenz-Problemen auch die wenig inspirierende Bedienung mit der Maus, die man mittels eines Controllers aber verbessern kann. So hat das Mischpult im Studio auch neben dem Computer grosse Vorteile: Man hat eine zentrale Einheit, wo die Eingangs- und Ausgangspegel einfach verwaltet werden und kann den Künstlern jederzeit ein Latenzfreies Monitoring bieten. |
Für hochwertigste Aufnahmen empfiehlt sich die Wahl eines externen Preamp oder eines Channelstrips. Hier wird quasi ein kompletter Kanalzug eines Mischpults mit EQ und Kompressor nachgebaut, zum Teil in Röhrentechnik. Im Zusammenspiel mit einem hochwertigen Mikrophon ist hier absolute Top Qualität erzielbar, die dann aber auch durch entsprechende Qualität der Audiowandler im HD Recorder oder Audio-Interface aufrechterhalten werden muss. Falls die Aufnahmen in einem externen Studio noch weiterverarbeitet werden sollen, ist dieser Weg der empfehlenswerteste. Die Effektgeräte und deren Auswahl sind das Salz in der Suppe eines jeden Mixes. Unerlässlich hier ein oder mehrere Hallgeräte, Delays sowie Kompressoren. Hier hat man die Wahl zwischen Spezialisten einer Einzeldisziplin wie z.B. Edel-Hallgeräten oder Alleskönnern in Form von Multi-FX-Geräten, die dann auch Verschachtelungen mehrerer Effekte ermöglichen oder im Fall der Gitarreneffekte nur eine bestimmte Instrumentengattung bedienen. Die Effekte werden über die Aux-Wege des Pults angesteuert oder über eine Insert-Buchse in den Kanal direkt eingeschliffen, oft zum Beispiel bei den Kompressoren. |
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